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Klima- und Ressourcenschutz für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Ghana

Projekthintergrund

Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung setzt den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, mit dem Klima und der Umwelt voraus. Hier gibt es in Ghana Nachholbedarf. So ist beispielsweise die Energieversorgung dem zunehmenden Verbrauch durch die rund 30 Millionen Einwohner des Landes nicht gewachsen. Häufige Stromausfälle bremsen das wirtschaftliche Wachstum. Um die Energieversorgung im Land zu verbessern und den Klimaschutz zu stärken, hat die Regierung Ghanas zwar ein Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien verabschiedet. Doch die Umsetzung stockt, nicht zuletzt, weil das nötige Know-how im Land nicht vorhanden ist.

Auch in der Abfallwirtschaft Ghanas behindern ungenügende Entsorgungsstrukturen sowie fehlende Kompetenzen den nachhaltigen Umgang mit steigenden Abfallmengen und neuen Abfallsorten. Hier fehlt es an Gesamtkonzepten, die Abfallvermeidung, Recycling und eine umweltgerechte Entsorgung verbinden und Umweltbelastungen vermeiden.

Ziel des Projekts

Das Projekt zielte darauf ab, die Kompetenzen für erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Abfallmanagement und Ressourcenschutz an der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi zu stärken. In diesen Themenbereichen sollte an der Hochschule durch innovative Pilotprojekte Know-how aufgebaut werden. Das neue Wissen soll in die anwendungsorientierte Lehre und Forschung fließen.

Weitere Zielsetzung war es, die fachlichen Kapazitäten weiterer Akteure in Ghana im Bereich des Klima- und Ressourcenschutzes zu stärken und damit zum Aufbau eines entsprechenden Kompetenznetzwerks in Ghana beizutragen.

Projektaktivitäten

Eine Fachkooperation zwischen der KNUST, der Technischen Universität Dortmund und der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen bildete den Kern des Projekts und unterstützte den Kompetenzaufbau an der KNUST. Die Kooperation förderte den wissenschaftlichen Austausch und bündelte Erfahrungen und Expertise in den Bereichen erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft und Ressourcenschutz.

Folgende Aktivitäten wurden umgesetzt:

Zuverlässige Stromversorgung
An der KNUST wurde eine Pilotanlage zur Demonstration einer unterbrechungsfreien Stromversorgung aufgebaut. Die Anlage bindet erneuerbare Energien ein und wurde von den Hochschulpartnern aus Ghana und NRW gemeinsam konzipiert und errichtet. Die Demonstrationsanlage simuliert eine in sich geschlossene „Dorfstromversorgung“, die bei Stromausfall die Basisversorgung durch intelligentes Energiemanagement und erneuerbare Energien sicherstellt. Die Anlage ist in der Region einzigartig. Den Lehrkräften und Studierenden an der KNUST bietet sie die Möglichkeit zur anwendungsorientierten Lehre und Forschung und zum Ausbau ihrer Kompetenzen.

Solartrainingszentrum
Auf dem KNUST-Campus entstand ein kleines Solartrainingszentrum. Dort werden praxisorientierte Schulungen zur Installation und Nutzung von Photovoltaik und Solarthermie angeboten.

Passive Kühlung
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde geprüft, ob ein Demonstrationsprojekt zur solaren Kühlung des Auditoriums an der KNUST initiiert werden konnte. Wegen der hohen Kosten wurde jedoch entschieden, eine alternative, kostengünstige Lösung für die Gebäudekühlung zu erproben. In Kooperation mit dem Unternehmen SICC Coating wurde daher ein Projekt zur passiven Kühlung des Auditoriums umgesetzt, bei dem durch den Anstrich mit einer hitzereflektierenden Farbe eine Reduzierung der Raumtemperaturen erreicht wurde.

Nutzung von Biogas und Biomasse
Ein Biogas- sowie Biomasselabor wurde an der KNUST eingerichtet, in dem Studierende und Mitarbeiter der KNUST Gase analysieren und die Brennwerte von Biomasse untersuchen können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KNUST-Labors erhielten dazu ein Training an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Zusätzlich wurde ein Nutzungskonzept für das Labor entwickelt. Das Labor ermöglicht den Studierenden der KNUST, sich praxisnah Kompetenzen zur Nutzung von Biomasse und Biogas anzueignen.

Zu Fortbildungszwecken wurde des Weiteren eine einfache Biogasanlage auf dem KNUST-Campus fertig gestellt. Sie dient den Studierenden als Anschauungsobjekt.

Qualifizierung
Im Rahmen der Kooperation mit den Hochschulen aus NRW fanden diverse Trainings an der KNUST statt, um deren Kompetenzen im Bereich Klima- und Ressourcenschutz zu erweitern. So wurde z. B. gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule und mit der „Ruhr Master School of Applied Engineering“ eine „Summer School“ in Kumasi angeboten. Sie richtete sich an die Studierenden der Partnerhochschulen aus Ghana und Nordrhein-Westfalen. In parallelen Veranstaltungen wurden Themen wie Biogas, Biomasse, Energieeffizienz und Solarenergie behandelt. Die „Summer School“ bot neben Vorträgen auch praktische Workshops, die von den Dozenten der Hochschulen aus Ghana und Nordrhein-Westfalen gemeinsam geleitet wurden. Bei den praktischen Trainings wurden die neu errichteten Pilot- und Demonstrationsanlagen der KNUST genutzt.

Eine praxisorientierte Multiplikatoren-Schulung in Kooperation mit der TU Dortmund richtete sich an die Lehrkräfte der KNUST. Im Mittelpunkt stand das Thema unterbrechungsfreie Stromversorgung durch intelligentes Energiemanagement. Wesentliches Element des anwendungsorientierten Trainings war die Nutzung der Hauptpilotanlage in der Lehre an der KNUST. Ergänzend wurden Lehrkonzepte für Fortbildungsmodule an der KNUST entwickelt, die eine anwendungsorientierte Lehre im Bereich Klima- und Ressourcenschutz unter Nutzung der neuen Pilotanlagen ermöglichen.

Grüne Geschäftsmodelle
Ein Wettbewerb zur Entwicklung “grüner“ Geschäftsideen wurde ins Leben gerufen. Der „Green Entrepreneurship Award“ zielte darauf ab, unternehmerisches Denken mit der Bewältigung von Umweltproblemen zu verbinden. Der Wettbewerb wurde im Rahmen einer in Kooperation zwischen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (HBRS), deren Partneruniversität University of Cape Coast (UCC) und der KNUST entwickelt und ausgerichtet. Beim dritten Durchlauf fand der Wettbewerb erstmals an der KNUST statt. An dem Ideenwettbewerb beteiligten sich bei jedem Durchlauf rund 100 Studierende der UCC und der KNUST. Die Gewinner des Wettbewerbs erhielten eine Geldprämie zur weiteren Entwicklung ihrer Geschäftsidee.

Sichere Abfallentsorgung
Das Projekt unterstützte auch die Stadt Kumasi bei der fachgerechten Entsorgung ihrer Abfälle. Der Fokus lag auf der Abfallentsorgung des städtischen Krankenhauses Komfo Anokye Teaching Hospital (KATH). Da die vorhandene Verbrennungsanlage des zweitgrößten Krankenhauses des Landes defekt und nicht mehr zu sanieren war, landeten infektiöse Abfälle unbehandelt auf der Mülldeponie der Stadt Kumasi – ein Risiko insbesondere angesichts der Ebola-Krise in Westafrika.

Am KATH wurde daher eine neue Verbrennungsanlage für infektiöse Krankenhausabfälle errichtet. Parallel dazu entstand ein Konzept für die fachgerechte Entsorgung von Krankenhausabfällen und das Klinikpersonal wurde im Umgang mit diesen Abfällen und der neuen Anlage geschult. Hierdurch konnte das Risiko für Infektionen im Krankenhaus und die Ausbreitung von Krankheiten in Kumasi wesentlich minimiert werden. Auch die negativen Auswirkungen für die Umwelt konnten drastisch reduziert werden.

Zur weiteren Unterstützung der Stadt Kumasi wurde eine Studie für den Aufbau einer Sammelstelle für Wertstoffe von einem Expertenteam erstellt. Dazu wurden die Rahmenbedingungen vor Ort untersucht und potentielle Maßnahmen für den Aufbau der Sammelstelle identifiziert.

Als Pilotmaßnahme wurde eine Zusammenarbeit mit der Vereinigung der informellen Schrottarbeiter (Oforikrom Dagomba Line Scrap Dealer Association, ODLSDA) in Kumasi initiiert und eine kleine Sammelstelle und Werkstatt für diese aufgebaut. Die informellen Schrottarbeiter können seither unter besseren und sichereren Bedingungen arbeiten. Teil der Pilotmaßnahme war auch die Entwicklung eines Anreizmodell für die fachgerechte Entsorgung und das Recycling von Kühl- und Gefrierschränken. Das Anreizsystem ist erforderlich, weil die Kosten für die umweltgerechte Entsorgung der Kühlgeräte in Ghana höher sind, als die Einnahmen aus den Verkäufen der Wertstoffe der Kühlgeräte. Defekte Altgeräte werden daher unsachgemäß entsorgt, wobei ozonschichtzerstörende Substanzen freigesetzt werden. In der Pilotmaßnahme konnte gezeigt werden, dass umweltschädigende Praktiken mittels eines Anreizsystem für die informellen Schrottarbeiten gestoppt werden können.

Umweltmesse und Konferenz WACEE
Flankierend zu den technischen Maßnahmen bildete die jährlich in Accra stattfindende Umweltmesse „West African Clean Energy Exhibition & Conference WACEE“ eine wichtige Komponente des Projekts. Bei der WACEE wurde jedes Jahr eine eintägige Fachkonferenz organisiert, um die Themen Klima- und Ressourcenschutz mit relevanten Vertretern aus Ghana zu diskutieren und so zur politischen Verankerung der Kooperation beizutragen.

Umweltschutz macht Schule
Das Projekt machte sich in Abstimmung mit dem Bürgermeister von Kumasi an 19 Schulen der Stadt für den Umweltschutz stark. Die Schülerinnen und Schüler pflanzten rund 10.000 Baumsetzlinge. Damit unterstützte das Projekt unter anderem die Kampagne des Bürgermeisters zur Begrünung der „Gartenstadt Kumasi“.

15 Schulen gründeten Umweltclubs und 100 Lehrkräfte nahmen an Fortbildungen teil, um das Thema Umweltschutz im Unterricht fundiert behandeln zu können.

Wanderausstellung
In Kooperation mit Engagement Global, dem Eine Welt Netz NRW und Germanwatch wurde die Wanderausstellung „Aluminium, Gold, Elektroschrott – Kein Glanz ohne Schatten“ entwickelt. Die Ausstellung zeigt die Zusammenhänge von Konsumverhalten in Deutschland und dem Ressourcenabbau in Ländern wie Ghana. Sie zeigt, wie wichtige Rohstoffe in Ghana gewonnen werden und was dort mit Elektroschrott passiert, der auch aus Europa stammt. Gleichzeitig werden die negativen Auswirkungen für die Menschen und die Umwelt in Ghana deutlich. Die Ausstellung wurde seit der Fertigstellung in 2016 in über 25 Bildungs- und Kultureinrichtungen in Deutschland gezeigt. Sie kann über das Eine Welt Netz NRW für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit ausgeliehen werden.

Bildergalerie

Projektsteckbrief

Titel: Klima- und Ressourcenschutz für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Ghana
Laufzeit: August 2013 – Mai 2018
Sektor: Umwelt

Gefördert durch: Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Partner und Akteure

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